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22 April—
30 July 2017

Entfesselt
Schloss Achberg, Achberg

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Malerinnen der Gegenwart 22. April bis 30. Juli 2017 Cecily Brown, Xenia Hausner, Rosa Loy, Christa Näher, Cornelia Schleime, Sarah Schumann, Stefanie Dost, Isabelle Dutoit, Zohar Fraiman, Franziska Guettler, Katharina Immekus, Marianna Krueger, Kathrin Landa, Verena Landau, Justine Otto, Eva Schwab, Alex Tennigkeit und Mirijam Vlaming. kuratiert von Martin Oswald Eva Schwab
 1966* Frankfurt; lebt und arbeitet in Berlin Als im Frankfurter Kunstverein in der gleichnamigen Ausstellung die „Deutsche Malerei Zweitausenddrei" auf ihre Relevanz hin untersucht wurde, gehörte Eva Schwab, die in Düsseldorf bei Markus Lüpertz studiert hat, zu den meist diskutierten Künstlerinnen. Welches Interesse gerade die jüngere Künstlergeneration zur Auseinandersetzung mit dem eigentlich längst für obsolet erklärten Genre der nun wieder populären figurativen Malerei bewogen hatte, war eine der treibenden Fragen. Florian Illies betrachtete in seinem Kommentar zur Frankfurter Schau die "Nachbilder" Eva Schwabs als einen besonders anschaulichen Beleg für die bei vielen Künstlern zu beobachtenden Bemühungen, Strategien zu entwickeln, um der neuen Popularität der zeitgenössischen deutschen Malerei zu begegnen. Dazu hatte sich Eva Schwab „das populärste Bildgenre unserer Gesellschaft ausgesucht hat: das private Fotoalbum, den familiären Bilderspeicher der Entzückungen und Absonderlichkeiten, der festhalten will und doch nur das Vergehen dokumentiert.“ So versuche Schwab wie „andere Künstler ihrer Generation in der eigenen Kindheit bildnerische Archetypen zu finden, um in der Retrospektive nach den verloren gegangenen Bedingungen für Sicherheit zu suchen." (Der Spiegel, 2003). Tatsächlich beschäftigte sich Eva Schwab über viele Jahre hinweg in ihren biografisch motivierten Arbeiten mit sowohl imaginierten als auch konkret gefühlten Erinnerungen an eine Zeit, die über die eigene Lebensspanne hinaus zurückreicht. Damit relativierte Eva Schwab, die mit dem Hirnforscher Wolf Singer in Austausch steht, den Begriff der Wahrnehmung und auch dessen, was wir für „wahr“ halten. Unabhängig vom Erlebten wird so jede Erinnerung zum Konstrukt unseres Gedächtnisses; in der Wiederholung des Erinnerten wird es neu formatiert. Insofern ist Erinnerung alles andere als rückwärtsgewandt oder nostalgisch. Schicht um Schicht legt sich auf solche „Nachbilder“, die verblassen, sich eintrüben und wieder auftauchen. Eva Schwab bedient sich in ihrer Malerei einer Technik, die eine geradezu metaphorische Analogie zum beschrieben Prozess aufweist: der Enkaustik. Bei diesem in der Antike entwickelten Verfahren werden die in geschmolzenem Wachs gebundenen Pigmente schichtweise aufgetragen, eine Technik, die dem Bild Schutz verleiht und es zugleich mit einem distanzschaffenden Film überzieht. Eva Schwab folgt hier einer analytischen Malweise. Das Bild bleibt transparent aber der eigentlich farbstärkste Teil des Bildes wird nach innen zum Bildträger hin absorbiert. Es zieht sich gleichsam in sich zurück und bleibt doch präsent. Eva Schwabs Bildwelt verlässt zunehmend den Mikrokosmos des Biografischen und bezieht die Themen auf das große Ganze. Ihre ausdrucksstarken malerischen Collagen erweitert sie um die Dimensionen des universell Historischen und des Politischen. Diese figurativ ausgearbeiteten Gemälde wirken direkter, was eine Variation der malerischen Technik unterstützt. Das mit Wachs getränkte Gewebe beschränkt sich auf den Untergrund, während „die obere Musik mit Öl gespielt“ (Eva Schwab) sich dem Betrachter unvermittelt offeriert. Etwa im Werk „Atom and Eve“ aus dem Jahr 2014, das im Titel sowohl auf den biblischen Sündenfall, die eigene Person als auch auf das Atomzeitalter anspielt. „Es sind die Rekombinationsmöglichkeiten, die Freudschen Versprecher und Neuinterpretationen von Erinnertem, die mich in meinen malerischen Collagen interessieren. In Atom und Eve setze ich gefundene Bilder aus der Tagespresse, Zitate aus Schlöndorffs Film Die Geschichte der Dienerin, Krankenschwestern des ausgehenden 19. Jahrhunderts vor dem Pariser Nervenkrankenhaus Salpêtrière um eine atom-explodierende nackte Jeanne d’Arc in Szene. Eine von unzähligen Kreuzungsmöglichkeiten des assoziativen Gedächtnisses“ (Eva Schwab 2014).